AMB-Lagebericht Deutscher Werkzeugmaschinen-Bau zwischen Jammer und Jubel

Quelle: Pressemitteilung von der Landesmesse Stuttgart

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Bald öffnet die Metallbearbeitungsmesse AMB wieder in Stuttgart ihre Tore. Gut, wenn man im Voraus weiß, wie es mit der Branche steht. Das hat der VDW analysiert.

Widersprüchliches vor der AMB 2022! Der deutsche Werkzeugmaschinen-Bau ist zwar durch allerlei Probleme arg gebeutelt, darf sich auf der anderen Seite aber auch über einige Rekorde durch Investitionen in seine Produkte freuen. Hier ein kleiner Überblick.
Widersprüchliches vor der AMB 2022! Der deutsche Werkzeugmaschinen-Bau ist zwar durch allerlei Probleme arg gebeutelt, darf sich auf der anderen Seite aber auch über einige Rekorde durch Investitionen in seine Produkte freuen. Hier ein kleiner Überblick.
(Bild: Landesmesse Stuttgart)

Ein Marktplatz wie die Metallbearbeitungsmesse AMB in Stuttgart ist stets auch ein Stimmungsbarometer der Branche, schickt die Landesmesse Stuttgart mit Blick auf einen aktuellen Lagebericht über den deutschen Werkzeugmaschinen-Bau voraus. Denn vom 13. bis 17. September 2022 würden außer technischen Details auch kaufmännische Themen diskutiert, wie etwa stockende Versorgungsketten und Liefertermine. Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) gibt vorab einen Einblick in die Markt- und Stimmungslage.

Super Auftragslage aber lange Lieferzeiten

Chipmangel, Materialknappheit, unsichere Energieversorgung lauten die momentanen Herausforderungen, die dem produzierenden Unternehmen seit Monaten die Sorgenfalten auf die Stirn treten lassen. Dennoch zeigten die vorliegenden Zahlen, dass praktisch alle Industriesektoren in neue Maschinen und Anlagen zur Metallbearbeitung investieren wollen. Nach der Delle im Auftragseingang im Pandemiejahr 2020 zeigte sich in den Monaten Januar bis Mai des laufenden Jahres nämlich sogar ein erstaunlicher Zuwachs von 40 Prozent. Das Rekordniveau aus dem Jahr 2018 ist damit fast wieder erreicht.

Verantwortlich für diese Bestellungen seien der boomenden Elektroniksektor, die wieder erstarkende Luftfahrtindustrie, der Trend zur E-Mobilität, Investitionen im Umwelt- und Energiebereich sowie das, als Folge des russischen Krieges in der Ukraine, sprunghaft gestiegene staatliche Militärbudget.

Darüber hinaus erwarten die Analysten des VDW, dass auch die Automobil- und Zulieferindustrie 2023 bei sukzessiver Besserung des Chipmangels wieder vermehrt auf Produktionstechnik setzt.

Ein Wermutstropfen macht den süßen Trank des Erfolgs aber etwas bitter. Denn die Liefertermine dürften sich aufgrund der Lieferengpässe weit in das kommende Jahr hinein verschieben, so die weitere Prognose. Das werde auch zahlreiche direkte und indirekte Komponenten für den Werkzeugmaschinen-Bau betreffen. Nach Erkenntnissen des deutschen statistischen Bundesamts liegt die Auftragsreichweite in der Werkzeugmaschinenindustrie bei etwa zwölf Monaten. Demzufolge wird die Produktion im aktuellen Jahr nur bedingt wachsen können. Die Sommerprognose liegt deshalb bei 7 Prozent Zuwachs. Sollten die Lieferketten nach und nach wieder reibungsloser ineinandergreifen, stehe der Industrie aber ein starkes Wachstum im nächsten Jahr bevor.

Katerstimmung wegen Ukrainekrieg und Chinas Lockdowns

Im Juni beurteilte die Mehrheit der zur Ermittlung des Ifo-Geschäftsklimaindexes befragten Unternehmen der deutschen Investitionsgüterindustrie die Lage als gut, führt der VDW weiter aus. Allerdings ist der Saldo der Erwartungen für die kommenden sechs Monate immer noch moderat negativ. Die Folgen des Ukrainekriegs und der Lockdowns in China steckten der Branche nämlich noch in den Knochen.

Dass die Zeiten unsicher und damit die Risiken sehr hoch sind, zeige auch der viel diskutierte Gaslieferstopp. Die Auswirkungen einer Erdgasverknappung auf die industriellen Lieferketten sei außerdem nur sehr schwer kalkulierbar. Verwerfungen sind jedoch vorprogrammiert und Erschütterungen werden sich sicher auch auf die Werkzeugmaschinennachfrage auswirken, meinen die Experten. Deshalb empfiehlt der VDW, aus kaufmännischer Vorsicht lieber auch noch einen deutlicheren Abschwung als mögliches Szenario im Hinterkopf zu behalten.

Mit einigem Abstand nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben sich die Prognosen für die Weltwirtschaft verschlechtert, was auch das englische Wirtschaftsforschungsinstituts Oxford Economics registriert. Die Marktbeobachter rechnen für das weltweite Bruttoinlandsprodukt 2022 deshalb mittlerweile mit einem Plus von 3,1 Prozent. Und für die Industrieproduktion (bei weiterhin angespannten Lieferketten und hohen Material- und Energiepreisen) mit einem Zuwachs von 3,4 Prozent. Diese Zahlen bleiben damit unter den Erwartungen, die man noch im Frühjahr 2022 hegte.

Die beiden Konjunkturindikatoren Einkaufsmanagerindex und Geschäftsklima signalisieren für die nächste Zeit ebenfalls eine Abkühlung, wie die Experten erkennen. Der weltweite Einkaufsmanagerindex (PMI) fällt im Juni etwa auf ein 22-Monats-Tief. Allerdings liege er immer noch über der 50er-Marke, deren Überschreiten immerhin Wachstum signalisiere. Positive Zeichen kommen übrigens aus China, wo der Index nach fünf Monaten den Rezessionsbereich verließ, um nun auf 51,7 Zähler zu klettern. Märkte wie Japan, Südkorea und Indien würden ebenfalls in der Wachstumszone bleiben, obwohl die Dynamik sich abschwäche. Für die Eurozone fällt der PMI ebenfalls auf ein 22-Monats-Tief, heißt es weiter. Deutschland büße fast drei Punkte ein. Es rangiert mit 52 Punkten deshalb auf dem europäischen Durchschnitt. In den USA hat sich der Index ebenfalls verschlechtert. Besonders gut steht die Industrie aber in den Niederlanden da (55,1 Punkte). Auch die Schweiz kann sich über 59,1 Punkte freuen. Angespannt ist dagegen die Lage in Polen (44,4) und der Türkei (48,1).

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